Hörlitz
unser liebenswertes Dorf in der Gemeinde Schipkau

Geschichte und Devastierung

Geschichte

Der Ort Hörlitz wird 1447 erstmals urkundlich erwähnt. Funde von Tonscherben und der Fund eines Golddiadems im Skyroteich lassen vermuten, dass die Hörlitzer Gemarkung schon früher bewohnt war.

Hörlitz zählte einst zu den schönsten Dörfern des damaligen Kreises Calau. Es hatte eine große landwirtschaftliche Nutzfläche und barg in seiner Gemarkung den südwestlich gelegenen großen und vor allem fischreichen Skyroteich. Das schmucke Dorf war ringsum von Kiefernwald umgeben, der gesamte Waldboden war mit Heidekraut und Beerensträuchern bewachsen und auch die Feldmark mit ihren zahlreichen blühenden Hanf-, Raps- und Kleefeldern kamen den Bienen zugute, der Ertrag an Honig war reichlich. Wasser, Wiesen und Wald rund um Hörlitz boten auch den Weidmännern lohnende Beute. In den nördlich angrenzenden Hörlitzer Bergen, im Volksmund liebevoll „Hörlitzer Alpen“ genannt, wurde Weinbau betrieben. Man kelterte zwar keinen Tokayer – aber auch den nicht ganz so süßen Hörlitzer „Tropfen“ ließ man sich gern munden.

Hörlitz bestand aus dem Bauerndorf Hörlitz, das an der alten Poststraße von Sachsen nach Schlesien lag und dem Ortsteil Hörlitz-Flur mit den Weinbergen. 
Während sich um den Dorfplatz des Rundlingdorfes 32 Bauernwirtschaften angesiedelt hatten, waren in Hörlitz-Flur bis zur Industrialisierung nur einige Wirtschaften der Bauern vorhanden, die die Weinberge bewirtschafteten. Außer dem Wein wurde noch Obst angebaut.

Seit 1815 gehört der Ort Hörlitz endgültig zu Brandenburg.
Als 1871 unter den Hörlitzer Weinbergen Braunkohle gefunden wurde, begann in Hörlitz-Flur der Bergbau. Zunächst wurde nur die Rohbraunkohle in Handarbeit abgebaut und verkauft. 1878 wurde die Brikettfabrik „Hörlitzer Werke“ eröffnet. Sie hatte 4 Pressen und war 36 Jahre in Betrieb. Zu gleicher Zeit fand man auch noch Glassand in Hörlitz-Flur. Dieser wurde auch abgebaut und an die Glasfabrik nach Annahütte geliefert. Die für diese Industriezweige benötigten Arbeiter siedelten sich in Hörlitz-Flur an, sodass es hier um 1900 bereits 1295 Einwohner gab, im Bauerndorf Hörlitz dagegen nur 574.

Gleich neben Hörlitz-Flur entstand auf der Senftenberger Flur nach Eröffnung der Brikettfabrik Meurostolln der Senftenberger Kohlewerke eine Ansiedlung für die dort beschäftigten Arbeiter. Sie hieß zunächst auch Meurostolln, später Senftenberg 2 und Senftenberg-West, weil sie zur Stadt Senftenberg gehörte.


Nachdem von 1938 bis 1941 das Bauerndorf Hörlitz dem Tagebau Marga restlos weichen musste, blieb Hörlitz-Flur als Restgemeinde übrig und wurde Sitz der Gemeindeverwaltung.

Der Bergbau hat die Landwirtschaft verdrängt; Hörlitz wurde Industriegemeinde. Ein neuer Rathausbau wurde errichtet, ein Sportplatz angelegt, eine Motorspritze für die freiwillige Feuerwehr erworben und der Bau eines neuzeitlichen Kleinkaliberschießstandes aus eigenen Mitteln gestemmt. Einem Wunsch der Bevölkerung konnte entsprochen werden, die evangelische Kirchengemeinde erhielt am 12. September 1929 ihre „Heilandskirche“ und die katholische Kirchengemeinde erhielt ihre „Santa Babara“-Kirche am 25. Oktober 1931.

Hörlitz hofft bald eine Haltestation der Zschipkau-Finsterwalder-Eisenbahn zu erhalten. Alles wird zum Wohl und die Entwicklung der Gemeinde getan. Am 11. Februar 1936 wurde der Gemeinde ein Wappen verliehen, das die Symbole Hörlitzer Vergangenheit und Gegenwart - Weintraube und Briketts - enthält.

1958 wurde noch einmal ein großer Teil von Hörlitz Opfer des Bergbaus, 400 Einwohner mussten umgesiedelt werden. 1974 wurde Hörlitz, gegen den Willen der Einwohner, als Ortsteil Hörlitz in die Stadt Senftenberg eingemeindet.
 1990 wurde auf Grund eines Bürgerentscheides aus den Senftenberger Ortsteilen Hörlitz und Senftenberg-West die selbständige Gemeinde Hörlitz. Seit 2002 gehört Hörlitz als Ortsteil zur amtsfreien Gemeinde Schipkau.

Devastierung

Nachdem der Tagebau Marga 1938 das Bauerndorf Hörlitz erreichte, begann der Abriss des Dorfes. Die Bauern kauften sich nach Verkauf ihrer Wirtschaften an die Ilse Bergbau AG in anderen Orten wieder Bauernhöfe. Als einziger blieb Schmiedemeister Wilhelm Lehmann seinem Ort treu und baute in der heutigen Ernst-Thälmann-Straße ein neues Anwesen.

Die Arbeiter, die im Bauerndorf wohnten, waren fast ausschließlich in der Grube Marga beschäftigt. Sie zogen daher in die Werkswohnungen der Ilse Bergbau AG in die Gartenstadt Marga.

1958 wurde Hörlitz nochmals vom Bergbau betroffen. Mit dem Neuaufschluss des Tagebaus Meuro musste ein großer Teil von Hörlitz verschwinden. Es betraf hauptsächlich die Schipkauer Straße mit den ehemaligen Weinbergen und ein Teil der Grenzstraße.
 In Senftenberg-West muss ein Teil der Klettwitzer Straße und der Paradiesberg mit dem Wasserturm verschwinden.

Sehr schade war auch, dass die schöne Landschaft mit den Hörlitzer Bergen zerstört wurde. 400 Einwohner von Hörlitz müssen dem Bergbau weichen. Als Ersatzwohnungen entstehen 6 Wohnblocks in der Ernst-Thälmann-Straße und der Kirchstraße. In die so entstandenen 64 Wohnungen zogen meist die schon älteren Bürger, weil sie in Hörlitz bleiben wollten. Viele Einwohner zogen in die damaligen Neubauten nach Senftenberg, einige kauften sich in anderen Gemeinden wieder eigene Häuser.


Die Informationen über die Geschichte unseres Dorfes wurden von der Interessengemeinschaft IG Heimatverein Hörlitz zusammengestellt. 

Veröffentlichungen des Heimatvereins über unser Dorf findet ihr in den Serienberichten in der Mediathek.